Die digitale Transformation der Gefährdungsbeurteilung

Die Gefährdungsbeurteilung hat sich vom reinen Pflichtprogramm zum strategischen Element moderner HR-Arbeit entwickelt. Mit fast 800.000 direkten Arbeitsunfällen allein im Jahr 2021 wird die Bedeutung präventiver Maßnahmen im Arbeitsschutz immer offensichtlicher. Für HR-Abteilungen stellt die Gefährdungsbeurteilung eine wesentliche Aufgabe dar, die zunehmend durch digitale Lösungen optimiert werden kann.

In diesem Blogpost beleuchten wir umfassend, was eine Gefährdungsbeurteilung ausmacht, welche aktuellen Trends diese Praxis beeinflussen und wie digitale Tools den Prozess effektiver gestalten können. Besonders im Kontext der fortschreitenden digitalen Transformation und neuer Arbeitsformen gewinnt dieses Thema an Relevanz für HR-Professionals, die ihre Arbeitsprozesse zukunftsfähig gestalten wollen.

Definition und gesetzliche Grundlagen

Was ist eine Gefährdungsbeurteilung?

Die Gefährdungsbeurteilung ist ein systematisches Verfahren zur Identifizierung und Bewertung von Risiken für Menschen, Eigentum und die Umwelt. Sie beschreibt den Prozess der systematischen Ermittlung und Bewertung aller relevanten Gefährdungen, denen Beschäftigte im Zuge ihrer beruflichen Tätigkeit ausgesetzt sind. Die Beurteilung umfasst nicht nur die Analyse potenzieller Gefahren, sondern auch die Ableitung und Umsetzung aller zum Schutz der Sicherheit und Gesundheit erforderlichen Maßnahmen sowie deren Wirksamkeitsprüfung.

Die Gefährdungsbeurteilung kann nach normativen Beurteilungskriterien (z.B. Grenzwerte) und/oder nach subjektiven Beurteilungskriterien (z.B. Eintrittswahrscheinlichkeit, voraussichtliche Schwere eines möglichen Gesundheitsschadens) erfolgen und ist für jedes definierte Arbeitssystem vorzunehmen. Sie ist damit ein Handlungsinstrument, mit dem Handlungsschwerpunkte bestimmt, betriebliche Aktivitäten zur Verbesserung des Arbeitsschutzes zielorientiert gesteuert und Arbeitsschutzaktivitäten kontrolliert sowie auf ihre Wirksamkeit hin beurteilt werden können.

Gesetzliche Verpflichtung

Die rechtliche Basis für die Gefährdungsbeurteilung bildet vor allem das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG). Nach § 5 ArbSchG sind Arbeitgeber verpflichtend zur Beurteilung "der für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundene Gefährdung zu ermitteln" verpflichtet. Diese Verpflichtung besteht seit Inkrafttreten des Gesetzes im Jahr 1996.

Weitere rechtliche Grundlagen finden sich in der Arbeitsstättenverordnung, § 3 Betriebssicherheitsverordnung, § 6 Gefahrstoffverordnung und §§ 89, 90 Betriebsverfassungsgesetz. Die DGUV Vorschrift 1 wendet diese gesetzlichen Regelungen auch auf Personen an, die nicht als Beschäftigte eines Unternehmens zählen, beispielsweise Kinder in Schulen.

Wichtig zu wissen: Die Nichteinhaltung dieser gesetzlichen Pflicht stellt eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit Bußgeldern von bis zu 25.000 Euro geahndet werden kann. In schweren Fällen kann die Nichteinhaltung sogar eine Freiheitsstrafe zur Folge haben.

Aktuelle Trends in der Gefährdungsbeurteilung

Die Gefährdungsbeurteilung erlebt einen tiefgreifenden Wandel, der durch verschiedene Trends geprägt ist. Eine der bedeutendsten Entwicklungen ist die fortschreitende Digitalisierung. Seit 2025 dürfen arbeitsrechtliche Dokumente wie Gefährdungsbeurteilungen vollständig digital gespeichert und verwaltet werden, was den administrativen Aufwand erheblich reduziert und Prozesse effizienter gestaltet. Obwohl viele Unternehmen bereits elektronische Dokumente nutzen, greifen sie oft auf einfache Programme wie Word oder Excel zurück, anstatt spezialisierte Verwaltungssoftware einzusetzen – ein Bereich mit großem Optimierungspotenzial.

Ein weiterer zentraler Trend ist die wachsende Bedeutung der psychischen Gefährdungsbeurteilung. Psychische Belastungen wie Burnout, Überforderung oder Depressionen rücken zunehmend in den Fokus von Führungskräften. Dennoch zeigt sich, dass viele Unternehmen noch Nachholbedarf haben: Nur etwa die Hälfte der Betriebe setzt die gesetzlichen Vorgaben zur Beurteilung psychischer Belastungen konsequent um. Dabei ist diese Beurteilung essenziell, um die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden zu schützen und negative Folgen wie Fehlzeiten oder Produktivitätsverluste zu vermeiden.

Auch im Bereich des Mutterschutzes gibt es Neuerungen. Die Gefährdungsbeurteilung wird für bestimmte Tätigkeiten, die als unzulässig eingestuft wurden, vereinfacht. Arbeitgebende müssen in diesen Fällen keine individuelle Bewertung mehr vornehmen, was den Aufwand reduziert und klare Vorgaben schafft. Dennoch bleibt die Verantwortung bestehen, sichere Arbeitsbedingungen für Schwangere und Stillende zu gewährleisten.

Innovative Technologien revolutionieren ebenfalls den Arbeitsschutz. Smart Wearables, KI-gestützte Gesundheitscoaches und Virtual-Reality-Unterweisungen sind inzwischen fester Bestandteil moderner Arbeitswelten. Diese Technologien erhöhen nicht nur die Sicherheit, sondern verbessern auch die Effizienz und fördern nachhaltige Entwicklungen.

Besonders im Gefahrstoffmanagement kommen KI-gestützte Systeme zum Einsatz, die beispielsweise das automatisierte Auslesen von Sicherheitsdatenblättern ermöglichen. Dies spart Zeit, erhöht die Genauigkeit und sorgt für eine umfassendere Dokumentation.

Ein weiterer wichtiger Trend ist die zunehmende Bedeutung von Resilienz als Unternehmenskompetenz. Angesichts anhaltender Krisen – von geopolitischen Spannungen bis hin zu wirtschaftlicher Unsicherheit – verlagert sich der Fokus von kurzfristigen Maßnahmen hin zu einem grundlegenden Kulturwandel. Resilienz wird als feste Kernkompetenz etabliert, um Mitarbeitende bestmöglich zu schützen und zu unterstützen. Dieser Ansatz spiegelt sich auch in der Gefährdungsbeurteilung wider, die zunehmend Aspekte organisationaler und individueller Widerstandsfähigkeit berücksichtigt.

Schließlich stellen multilokale und hybride Arbeitsmodelle neue Anforderungen an die Gefährdungsbeurteilung. Der Arbeitsplatz der Zukunft ist nicht mehr auf das Büro beschränkt, sondern umfasst auch Home-Office-Arbeitsplätze und mobile Arbeitsorte. HR-Abteilungen stehen vor der Herausforderung, konsistente Sicherheitsstandards über verschiedene Arbeitsorte hinweg sicherzustellen und dabei die spezifischen Risiken dezentraler Arbeitsformen zu berücksichtigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Gefährdungsbeurteilung entwickelt sich dynamisch weiter und wird durch technologische Innovationen sowie gesellschaftliche Veränderungen maßgeblich beeinflusst. Unternehmen sind gefordert, diese Trends aktiv aufzugreifen, um nicht nur gesetzliche Anforderungen zu erfüllen, sondern auch ihre Mitarbeitenden nachhaltig zu schützen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

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Vorteile der Digitalisierung von Gefährdungsbeurteilungen

Die Digitalisierung von Gefährdungsbeurteilungen bringt eine Vielzahl von Vorteilen mit sich, die insbesondere für HR-Abteilungen von großer Bedeutung sind. Diese Vorteile erstrecken sich über verschiedene Bereiche und tragen dazu bei, den gesamten Prozess der Gefährdungsbeurteilung effizienter, genauer und wirksamer zu gestalten. Ein zentraler Vorteil liegt in der erheblichen Steigerung der Effizienz und der damit verbundenen Zeitersparnis. Im Gegensatz zu traditionellen papierbasierten Methoden, die oft zeitaufwendig und fehleranfällig sind, bieten Verwaltungssoftwares optimierte Workflows und automatisierte Prozesse.

Dies ermöglicht eine deutlich schnellere und präzisere Durchführung der Gefährdungsbeurteilung. Die Einführung vordefinierter Templates und standardisierter Prozesse reduziert den Aufwand bei der Erstellung neuer Beurteilungen erheblich. Zudem können Updates schnell und unkompliziert vorgenommen werden, ohne den gesamten Prozess von Grund auf neu starten zu müssen. Diese Zeitersparnis eröffnet HR-Abteilungen die Möglichkeit, sich verstärkt auf andere wichtige Aufgaben zu konzentrieren und ihre Ressourcen effektiver einzusetzen.

Ein weiterer bedeutender Vorteil der Digitalisierung liegt in der verbesserten Datenqualität und den erweiterten Analysemöglichkeiten. Digitale Gefährdungsbeurteilungen ermöglichen eine zentrale Erfassung und systematische Auswertung von Daten. Dies erlaubt tiefere Einblicke in Risikobereiche und Trends innerhalb des Unternehmens. Durch die Analyse dieser Daten können Muster erkannt und präventive Maßnahmen gezielter umgesetzt werden. HR-Verantwortliche können mit Hilfe fortschrittlicher Analysefunktionen aussagekräftige Reports erstellen, die die Entscheidungsfindung unterstützen und eine kontinuierliche Verbesserung des Arbeitsschutzes ermöglichen. Diese datengestützte Herangehensweise führt zu einem proaktiveren und effektiveren Arbeitsschutzmanagement.

Die Digitalisierung trägt auch zu einer höheren Compliance-Sicherheit bei. Mit HR-Software lassen sich gesetzliche Anforderungen leichter erfüllen und nachweisen. Automatische Updates bei Gesetzesänderungen sowie integrierte Compliance-Checks sorgen dafür, dass die Gefährdungsbeurteilung stets den aktuellen rechtlichen Vorgaben entspricht. Dies ist angesichts der komplexen und sich ständig ändernden Rechtslandschaft im Arbeitsschutz von unschätzbarem Wert.

Die lückenlose Dokumentation und Nachverfolgung von Maßnahmen bietet zudem Rechtssicherheit bei Audits oder im Falle von Arbeitsunfällen. HR-Abteilungen können jederzeit nachweisen, dass sie ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind, was das Unternehmen vor rechtlichen Risiken schützt.

Schließlich führt die Digitalisierung zu einer verbesserten Zugänglichkeit und Zusammenarbeit. Digitale Gefährdungsbeurteilungen können von überall aus eingesehen und bearbeitet werden, was besonders in Zeiten von Remote-Arbeit und dezentralen Teams von großem Vorteil ist. Dies fördert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen und Stakeholdern, da Informationen leichter geteilt und Feedback schneller eingeholt werden können.

Die verbesserte Transparenz und Kommunikation führt zu einer höheren Akzeptanz und Beteiligung aller Mitarbeitenden am Prozess der Gefährdungsbeurteilung. Dies wiederum steigert die Qualität und Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen, da sie auf einem breiteren Konsens und einer umfassenderen Informationsbasis beruhen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Digitalisierung von Gefährdungsbeurteilungen nicht nur die Effizienz und Genauigkeit des Prozesses steigert, sondern auch zu einer verbesserten Datennutzung, höherer Compliance-Sicherheit und einer stärkeren Einbindung aller Beteiligten führt. Diese Vorteile machen digitale Lösungen zu einem unverzichtbaren Werkzeug für moderne HR-Abteilungen, die eine proaktive und effektive Rolle im betrieblichen Arbeitsschutz einnehmen wollen.

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Praktische Umsetzung mit digitalen HR-Tools von HR Puls GmbH

Die Implementierung einer Personalverwaltungssoftware für Gefährdungsbeurteilungen kann den gesamten Prozess erheblich vereinfachen. Unsere Performance Suite bietet hierzu ein passendes Modul, welches optional kombinierbar ist mit anderen Modulen.

Das Modul "Gefährdungsbeurteilung" in der Performance-Suite von HR Puls GmbH bietet eine umfassende Lösung zur Durchführung und Verwaltung von psychischen Gefährdungsbeurteilungen im Unternehmen. Es zeichnet sich durch eine Vielzahl von Funktionen aus, die Sicherheit, Controlling, inhaltliche Qualität und die Partizipation der Mitarbeitenden in den Vordergrund stellen.

Im Bereich Sicherheit und Richtlinien gewährleistet das Modul die DSGVO-Konformität, wodurch Unternehmen die aktuellen Datenschutzvorschriften sicher und einfach einhalten können. Zudem berücksichtigt es die Empfehlungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sowie der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) gemäß EN ISO 10075-3. Ein ausgeklügeltes Zugriffsrechtesystem stellt sicher, dass Mitarbeitende und Führungskräfte nur die für sie relevanten Ergebnisse einsehen können. Die Zuverlässigkeit der Messung wird durch den Einsatz etablierter Instrumente wie SALSA und COPSOQ gewährleistet.

Das Controlling-Feature ermöglicht interne und externe Vergleiche durch Benchmarks, während Echtzeit-Analysen einen sofortigen Einblick in Ergebnisse und Verbesserungsideen bieten. Die Historienfunktion visualisiert Entwicklungen, Trends und Erfolge über die Zeit. Eine qualitative Ergebnisanalyse wird durch systematische Markierung und Clusterung von Begriffen erleichtert.

Inhaltlich punktet das Modul mit einem Kampagnenpool, der validierte und sofort einsatzbereite Themen enthält. Die geprüften Kampagnen messen 'echte' Belastungsfaktoren gemäß § 5 ArbSchG. Durch Qualitätssicherung werden die Bedürfnisse der Beschäftigten erkannt, und die Wirksamkeit von Maßnahmen kann durch verschiedene Perspektiven und Erhebungszeitpunkte geprüft werden.

Die Partizipation der Mitarbeitenden wird durch mehrere Funktionen gefördert. Gamification-Elemente in kurzen, mobilen Umfragen zielen darauf ab, höhere Beteiligungsquoten zu erzielen. Die Mehrsprachigkeit ermöglicht reibungslose Befragungen in internationalen Teams. Durch die aktive Mitwirkung der Beschäftigten an identifizierten Handlungsfeldern wird die Partizipation verbessert. Die Mobilfähigkeit der Anwendung, die auf PC, Tablet und Smartphone zugänglich ist, trägt ebenfalls zu hohen Beteiligungsquoten bei.

Mit diesem umfassenden Funktionsumfang bietet das Gefährdungsbeurteilungsmodul von HR Puls GmbH Unternehmen ein leistungsstarkes Werkzeug, um psychische Belastungen am Arbeitsplatz effektiv zu erfassen, zu analysieren und zu verbessern. Es vereint dabei gesetzliche Anforderungen mit benutzerfreundlicher Technologie und fördert eine gesunde Arbeitsumgebung durch aktive Einbindung der Mitarbeitenden.

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Best Practices für HR-Manager

In der sich stetig wandelnden Arbeitswelt des digitalen Zeitalters ist die erfolgreiche Implementierung und Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen für HR-Manager eine komplexe, aber entscheidende Aufgabe. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, haben sich einige Best Practices herauskristallisiert, die als Leitfaden für eine effektive und nachhaltige Umsetzung dienen können.

An erster Stelle steht dabei die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes. Es ist von zentraler Bedeutung, die Gefährdungsbeurteilung nicht als isolierte Pflichtaufgabe zu betrachten, sondern sie als integralen Bestandteil des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der übergreifenden HR-Strategie zu verstehen. Dieser umfassende Blickwinkel ermöglicht es, sowohl physische als auch psychische Belastungsfaktoren einzubeziehen und die komplexen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Gefährdungsfaktoren zu berücksichtigen.

Indem die Gefährdungsbeurteilung in bestehende HR-Prozesse wie Onboarding, Personalentwicklung und Arbeitsplatzgestaltung integriert wird, können wertvolle Synergien geschaffen werden. Dies erhöht nicht nur die Effizienz, sondern steigert auch die Akzeptanz bei Führungskräften und Mitarbeitenden, da der Nutzen und die Relevanz für verschiedene Unternehmensbereiche deutlicher erkennbar werden.

Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg liegt in der aktiven Beteiligung der Mitarbeitenden am Prozess der Gefährdungsbeurteilung. Die Einbeziehung der Belegschaft ist entscheidend für die Akzeptanz und Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen. Moderne digitale Tools bieten hier hervorragende Möglichkeiten, um Feedback systematisch einzuholen und die Kommunikation zu vereinfachen. Die Expertise und Erfahrung der Beschäftigten stellen eine unschätzbare Ressource dar, die wertvolle Einblicke in potenzielle Risiken liefern kann, welche von außen möglicherweise nicht erkennbar sind. HR-Manager sollten daher Feedback-Schleifen und regelmäßige Kommunikationskanäle etablieren, um sicherzustellen, dass die Stimmen der Mitarbeitenden gehört und berücksichtigt werden. Dieser partizipative Ansatz fördert nicht nur bessere Ergebnisse bei der Gefährdungsbeurteilung, sondern trägt auch maßgeblich zur Entwicklung einer positiven Sicherheitskultur im gesamten Unternehmen bei.

Schließlich ist es von entscheidender Bedeutung, die Gefährdungsbeurteilung als kontinuierlichen Prozess zu begreifen und nicht als einmaliges Projekt abzuhaken. Die Arbeitswelt ist ständigen Veränderungen unterworfen, sei es durch neue Technologien, veränderte Arbeitsabläufe oder aktualisierte gesetzliche Anforderungen. Daher ist es unerlässlich, regelmäßige Review-Zyklen zu etablieren und die Beurteilung bei relevanten Veränderungen im Unternehmen zu aktualisieren.

Ein strukturierter Prozess zur Wirksamkeitsprüfung von Maßnahmen und zur kontinuierlichen Verbesserung sollte implementiert werden. Hierbei spielen die Erkenntnisse aus Unfallanalysen, Beinahe-Unfällen und das Feedback der Mitarbeitenden eine zentrale Rolle. Durch die systematische Nutzung dieser Informationen können HR-Manager die Gefährdungsbeurteilungen stetig optimieren und an die sich ändernden Bedingungen anpassen.

Die Umsetzung dieser Best Practices erfordert von HR-Managern ein hohes Maß an Engagement, Flexibilität und strategischem Denken. Doch der Aufwand lohnt sich: Eine ganzheitliche, partizipative und kontinuierlich verbesserte Gefährdungsbeurteilung trägt nicht nur zur Erfüllung gesetzlicher Vorgaben bei, sondern fördert auch aktiv die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeitenden. Dies wiederum steigert die Produktivität, reduziert Ausfallzeiten und stärkt die Position des Unternehmens als attraktiver Arbeitgebender. In einer Zeit, in der das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zunehmend in den Fokus rückt, können HR-Manager durch die geschickte Implementierung dieser Best Practices einen wesentlichen Beitrag zum langfristigen Unternehmenserfolg leisten.

KI, IoT und integrierte Systeme prägen die Zukunft des Arbeitsschutzes

Die Gefährdungsbeurteilung steht kurz davor, eine tiefgreifende Transformation zu durchlaufen, die maßgeblich durch technologische Innovationen und sich wandelnde Arbeitsformen geprägt sein wird.

Ein zentraler Aspekt dieser Entwicklung ist der Einsatz von KI und Machine Learning für prädiktive Analysen. Diese fortschrittlichen Technologien ermöglichen es, Gefährdungsbeurteilungen von einem reaktiven zu einem proaktiven Instrument weiterzuentwickeln. KI-Systeme sind in der Lage, enorme Datenmengen zu verarbeiten und dabei Muster und Korrelationen zu erkennen, die dem menschlichen Auge oft verborgen bleiben.

Durch die Analyse historischer Daten können potenzielle Risiken frühzeitig identifiziert werden, noch bevor sie zu tatsächlichen Gefährdungen heranwachsen. Dies eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, präventiv zu handeln und Arbeitsumgebungen sicherer zu gestalten, bevor Unfälle oder gesundheitliche Beeinträchtigungen auftreten.

Ein weiterer bahnbrechender Trend ist das Echtzeit-Monitoring und die damit verbundene adaptive Gefährdungsbeurteilung. Durch den Einsatz von Sensoren und IoT-Geräten (Internet of Things) wird die Überwachung von Arbeitsbedingungen und -umgebungen zu einem kontinuierlichen Prozess. Statt sich auf sporadische Bewertungen zu verlassen, ermöglicht diese dynamische Herangehensweise ein ständiges Feedback und adaptive Anpassungen. Besonders in volatilen oder sich schnell ändernden Arbeitsumgebungen bietet dies erhebliche Vorteile, da Unternehmen in der Lage sind, auf Veränderungen unmittelbar zu reagieren und Schutzmaßnahmen in Echtzeit anzupassen.

Die Zukunft der Gefährdungsbeurteilung wird auch durch eine tiefe Integration mit anderer HR-Software gekennzeichnet sein. Die nahtlose Verknüpfung mit Bereichen wie Personalverwaltung, Zeiterfassung und Fortbildungsmanagement wird zum neuen Standard. Dies ermöglicht ein ganzheitliches Management von Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung, bei dem automatisierte Workflows und intelligente Verknüpfungen zwischen verschiedenen Datenpunkten eine zentrale Rolle spielen. Durch diese Integration können beispielsweise Schulungsbedarfe automatisch erkannt, Arbeitszeiten unter ergonomischen Gesichtspunkten analysiert oder Personalplanungen unter Berücksichtigung von Gefährdungspotenzialen optimiert werden.

Diese Entwicklungen versprechen nicht nur eine Steigerung der Effizienz und Effektivität im Arbeitsschutz, sondern auch eine signifikante Verbesserung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes für Beschäftigte.

Unternehmen, die diese Trends frühzeitig erkennen und in ihre Strategien integrieren, werden in der Lage sein, eine Vorreiterrolle im Bereich des modernen Arbeitsschutzes einzunehmen und sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren, die das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellen.

Fazit

Die Gefährdungsbeurteilung hat sich von einer rein formalen gesetzlichen Anforderung zu einem strategischen Instrument für modernes HR-Management entwickelt. In Zeiten sich wandelnder Arbeitsformen und zunehmender Digitalisierung bietet sie die Chance, Arbeitsplätze sicherer, gesünder und produktiver zu gestalten.

Die Digitalisierung der Gefährdungsbeurteilung bringt zahlreiche Vorteile mit sich – von Effizienzgewinnen über bessere Datenqualität bis hin zu erhöhter Compliance und verbesserter Zusammenarbeit. Für HR-Verantwortliche ist es essentiell, diese Entwicklung nicht nur als technologische Neuerung zu betrachten, sondern als strategische Möglichkeit, den Arbeitsschutz neu zu positionieren und mit anderen HR-Prozessen zu verknüpfen.

Die aktuellen Trends zeigen deutlich: Die Zukunft der Gefährdungsbeurteilung ist digital, datenbasiert und ganzheitlich. Unternehmen, die frühzeitig in entsprechende Lösungen investieren, schaffen nicht nur eine solide Basis für rechtliche Compliance, sondern positionieren sich auch als attraktive Arbeitgeber, die die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden ernst nehmen.


Schlaue HR-Software